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Karoj Sindi - "Plötzlich mussten alle Araber raus aus dem Bus"

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Karoj Sindi stand einst auch beim Wuppertaler SV unter Vertrag.
Karoj Sindi stand einst auch beim Wuppertaler SV unter Vertrag. Foto: Stefan Rittershaus

Karoj Sindi hat eine aufregende Laufbahn zu verzeichnen: Deutschland, Niederlande, Irak, Malaysia, Laos: Hier war er unterwegs. Nun stellt er sich unserem RevierSport-Fragenkatalog.

Aktuell ist Karoj Sindi (34) ohne Verein. Er löste im Winter seinen Vertrag bei der SG Wattenscheid 09 auf. Wie es weiter geht, weiß der 34-jährige zertifizierte Personaltrainer noch nicht.

Jedoch hat er einiges aus seiner Laufbahn bei Vereinen wie Rot-Weiß Oberhausen, dem Wuppertaler SV oder seinen Aufenthalten in den Niederlanden, in Malaysia, Laos und im Irak zu erzählen.

Karoj Sindi stellt sich dem RevierSport-Fragenkatalog.

Meine größte Stärke ist... mein Charakter, mein Ehrgeiz und mein großer Wille. Fußballerisch gesehen, ist es die Schnelligkeit und Technik.

Meine größte Schwäche ist... ich bin ein schlechter Verlierer. Ich hasse es zu verlieren. Und ich habe mich im Leben, in meiner fußballerischen Laufbahn zu oft auf andere Menschen verlassen. Ich war auch zu oft einfach zu lieb.

Bei uns in der Kabine… da spreche ich jetzt über meine letzte Station in Wattenscheid: da war es immer lustig, es lief immer Musik. Die Stimmung war gut, auch wenn die Ergebnisse fehlten.

Der beste Moment meiner Fußballerkarriere war… mein Einsatz in der 3. Liga gegen Carl Zeiss Jena. Das war zum Ende der Saison 2009/2010 beim Wuppertaler SV. Überhaupt war Wuppertal eine gute Station. In der U19 war ich der überragende Mann und habe meine Mannschaft in die Junioren-Bundesliga geschossen. Da war ich ein Leistungsträger. Aber auch die Zeit in Venlo als ich die ganze Zeit bei den Profis war, habe ich gut in Erinnerung. Ich sollte auch damals einen Profivertrag erhalten, aber es hat mit der Ausbildungsentschädigung nicht geklappt. Heißt: Der Vertrag lag auf dem Tisch, aber Venlo wollte null Euro an Ausbildungsentschädigungen zahlen. So kam der Vertrag doch nicht zu Stande. Das war echt bitter.

Das schönste Tor meiner Karriere war… auch in Wuppertal, in einem Spiel der U19-Niederrheinliga bei Bayer Uerdingen. Da habe ich kurz vor Schluss per Fallrückzieher-Tor zum 2:1-Sieg getroffen.

Mein bester Mitspieler war... Ahmed Musa in Venlo. Er war schon brutal. Er spielte für Nigeria und zog von Venlo zu ZSKA Moskau und dann Leicester City weiter. Bei Duhok SC im Irak habe ich aber auch mit Alaa Abdulzahra zusammengespielt. Er hat um die 115 Länderspiele für den Irak absolviert. Ein überragender Zehner, super Fußballer. Und natürlich habe ich aus der RWO-Zeit Mike Terranova nicht vergessen. Er war ein unfassbares Schlitzohr vor dem Tor und einfach ein super Typ, mit dem man immer Spaß hatte. Das gilt auch für meinen Kumpel Lukas Fronczyk, mit dem ich in Wuppertal das Vergnügen hatte.

Mein bester Trainer war... Peter Radojewski. Durch ihn kam ich auch zu meinem einzigen Drittliga-Einsatz. Menschlich und fachlich war er einfach super. In Malaysia hatte ich einen Trainer namens Juan Carlos Magro Oliva. Dieser Typ war vom Fußball-Fachwissen unglaublich. Er hat mich beeindruckt. Und er war ein echter Spanier, der nur Tiki-Taka spielen lassen hat.

Mein schlechtester Trainer war... Manuel Jara beim 1. FC Bocholt. Die Art und Weise wie er mit Spielern umgegangen ist, war schon schwierig.

Als ich ein kleiner Junge war, war mein Vorbild... Ronaldinho. Und danach kam Cristiano Ronaldo. Ronaldinho hat einfach nichts gejuckt, er hat einfach Fußball gespielt und gelacht. Er war glücklich, wenn er den Ball hatte. Das hat mich begeistert. Ronaldo war und ist eine Maschine.

Ich bin kein Fußballprofi geworden, weil… ich schlechte Berater hatte. Es lag viel an meinem Umfeld. Ich hatte das Talent und die Fähigkeiten, um mich im Profigeschäft festzubeißen, aber leider wurde ich oft schlecht beraten und habe daraufhin als junger Spieler viele falsche Entscheidungen getroffen.

Das Beste am Ruhrgebiet ist… die Nähe der Städte zueinander. Sie sind alle unweit von einander entfernt. Und auch das multikulturelle Miteinander finde ich toll. Hier fühlt man sich einfach wohl, unabhängig davon, aus welchem Land man stammt.

Entweder, oder?

Dortmund oder Schalke? Dortmund.

Bier oder Wasser? Wasser.

Club oder Kneipe? Café.

Natur- oder Kunstrasen? Naturrasen.

Kämpfer oder Künstler? Kämpfer.

Kino oder Netflix? Netflix.

Fußball im TV oder Stadion? Im Stadion.

Zum Abschluss noch ein paar Fragen:

Mit wem möchten Sie gerne mal ein Wasser trinken gehen? Mit Cristiano Ronaldo. Ich würde ihn gerne mal fragen wie er das alles macht, dass er immer noch so topfit ist. Das interessiert mich auch als Personaltrainer.

Bei welchem Verein erlebten Sie die krasseste Mannschaftsfahrt – und warum?

Ich war nur ein Mal auf Mallorca. Das war 2015 mit dem Wuppertaler SV. Ich war der Einzige, der nicht getrunken hat. Das war schon hart (lacht). Aber ich hatte dank Jungs wie Lukas Fronczyk trotzdem meinen Spaß. Die krassesten Auswärtsfahrten habe ich aber im Irak erlebt, als ich für Duhok spielte. Die Reisen waren unglaublich. Wir hatten sowohl Araber als auch Kurden in unserer Mannschaft. Ich erinnere mich noch an die Fahrten nach Bagdad. Die Kontrollen waren krass. Plötzlich mussten alle Araber raus aus dem Bus, nur die Kurden durften sitzen bleiben. Nach einer dreißig- oder vierzigminütigen Kontrolle ging es dann weiter. Die Polizei hat da nicht interessiert, ob du Fußballer oder sonst wer bist - alle mussten durch diese krassen Kontrollen.

Worüber können Sie lachen?

Über alles. Ich bin ein lustiger und offener Mensch. Ich lache sehr oft.

Mein bester Urlaub war?

In der Türkei, in Izmir 2022 - das war mit meiner Frau. Ein toller Urlaub.

Was ist für Sie unverzichtbar?

Familie und Fußball.

Welche Musik hören Sie gerne und was läuft in der Kabine?

Da bin ich für alles offen. Nur bei Bands wie Rammstein oder Metallica bekomme ich Kopfschmerzen. Die schreien ja nur (lacht).

Wenn Sie noch einmal neu beginnen könnten, was würden Sie in Ihrem Leben anders machen?

Ich würde fast alles so ähnlich machen, außer: dass ich mich mehr mir auf mich statt andere Menschen verlassen würde.

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